Die Menschenwürde ist unantastbar -

Brandbrief eines entschiedenen Bürgers

Ralph Boes
Spanheimstr. 11, 13357 Berlin

 

Web: 

 http://grundrechte-brandbrief.de

Film:

 http://youtu.be/hc-banXWUs4

 
 

 

Berlin, den 26.10.2012
 
 

 

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

 

es ist so weit:

 

Nachdem ich das Hartz-IV-System durch den Brandbrief herausgefordert habe und die Herausgeforderten lange versucht haben, mich zu ignorieren, werde ich jetzt sehr scharf sanktioniert.

 

Vorerst zwar nur 90 Prozent Abzug vom absoluten Lebensminimum!

Das heißt: noch immer 37,40 Euro (statt 374,00 Euro) monatlich zum Leben.

 

Es ist allerdings so, dass die Sanktionierung noch gesteigert werden kann. Denn eine Sanktion von 100 Prozent mit zusätzlichem Verlust von Krankenkasse und Wohnung ist ja noch möglich.
 

 

 

Was ist jetzt zu tun?

 

Natürlich werde ich die juristischen Mittel nutzen, die mir jetzt geboten sind, und hoffe, dass ich hierzu die nötige Unterstützung erhalten werde.

Aber ich werde ab dem 1. November (Beginn der 90-Prozent-Sanktion) auch hungern.

Denn eindrücklicher kann man die Menschenunwürdigkeit des Sanktionssystems in Hartz IV nicht zur Anschauung bringen.

  

Dabei handelt es sich nicht um einen Hungerstreik!
Sondern um das einfache Darleben der Tatsache,

dass ich sanktioniert werde, weil ich den Verfassungsbruch in Hartz IV nicht anerkenne (s. Brandbrief) und in Folge dieser nicht-Anerkenntnis ein Lebenskonzept verfolge [1], welches unserem Staat (zur Zeit noch) nicht gefällt;

dass ich da sanktioniert werde in dem Ausmaß, welches im Hartz-IV-System für jeden, der sich nicht bedingungslos unterwirft, sei es auch aus anderen, nicht-politischen Gründen, kühl vorgesehen, in menschlicher Hinsicht aber absolut unwürdig und lebensbedrohlich ist.

Gefängnis ist (m.E.) würdiger durchzustehen als Hunger, gesellschaftliche Ausgrenzung, Verlust der Krankenversicherung (und, weil die Beträge später nachgefordert werden, allein schon dadurch explodierender Schulden) und Obdachlosigkeit!
Mit letzteren ist aber JEDE/R Hartz-IV-Bezieher vom Anbeginn bedroht.

 

Um deutlich zu machen, dass nicht ICH in den Hungerstreik trete, sondern der Staat mich im Vollzug seiner völlig unzureichenden Ideen vom Wesen der Arbeit mit dem Entzug meiner Lebensgrundlagen bestraft, haben Mitstreiter unserer Initiative für diesen Teil meiner Aktion das Wort "Sanktionshungern" - sogar noch schärfer: "Zwanktionshungern" ;-) - erfunden. Sanktionshungern trifft, wie ich denke, den Tatbestand recht gut.

 

Das Bitten um vielleicht gnädig zur Verfügung gestellte Lebensmittelgutscheine (sie werden nur als Kann-Leistung und erst auf Antrag zur Verfügung gestellt) ist zusätzlich entwürdigend - das Einkaufen mit solchen Gutscheinen ist eine höchstgradige soziale Stigmatisation, weswegen ich keinen Gebrauch davon machen werde ...

 

 

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Zum Thema, wie ich unterstützt werden kann, wird Euch sicher vieles einfallen. Und ich bin gespannt, was da an Hilfe kommen wird.


Zwei Dinge sind aber absolut verboten:
Das Erste ist die finanzielle Unterstützung meiner Person!

Das würde das JobCenter entlasten und die Kraft der Aktion zerstören.

Auch Essen zu bringen, ist untersagt!

 

Das Zweite sind Aufrufe gegen das JobCenter oder Aufrufe zu Unruhe oder zu Gewalt!

Ich schreibe das, weil es in Hartz IV inzwischen so große Verzweiflung und so sehr viele Verzweifelte gibt.
Das Monopol auf Gewalt hat einzig der Staat! Wir würden die Tore zu Zuständen öffnen, die sich VON UNS niemand wünschen kann, wenn wir das missachten würden.
[2]

 

Wir bekämpfen nicht Menschen sondern ein Gesetz – das dürfen wir nie vergessen.

Und in MEINEM Fall waren die Mitarbeiter des Jobcenters immer bestens um mein Wohl bemüht! Sie können jetzt nicht anders, selbst wenn sie wollten, weil ein unmenschliches Gesetz sie zwingt.

 

 


So weit zu dem, was nicht geht - doch wie könnt Ihr helfen?

 

Liebe Freundinnen und Freunde -
 

natürlich dürft ihr auch spenden, denn natürlich brauchen wir auch Geld - und zwar sogar in Massen! Aber nicht für meine Person - um deren Wohlergehen soll sich gefälligst das Jobcenter kümmern - sondern für die Sache!

 
Wir brauchen Geld

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für Anwälte - am besten für ein ganzes Team - die mit Lust und Kompetenz die Klagen durch alle Gerichte bringen.

Und wir brauchen Geld für weitere Aktionen:

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Sowohl der Brandbrief als auch der Film Hartz IV – ziviler Ungehorsam sollten jetzt massenhaft Verbreitung finden,

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Veranstaltungen über die Grundrechte, die Verfassung (die - verfassungswidrig - gerade abgeschafft werden soll), die gegenwärtigen Problemlagen in Politik und Gesellschaft (dazu gehört natürlich auch Hartz IV) und über die möglichen (einfachen und wirkungsvollen) Lösungen sollten verstärkt möglich sein,

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die Mitglieder unserer Bürgerinitiative müssen im Sinne des Geistes der Aktion handlungsfähig sein, auch wenn meine Kräfte schwinden,

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vielleicht brauchen wir vorübergehend ein Aktionsbüro.

 

Viele Ideen werden sich entwickeln - ein paar Wochen haben wir Zeit – und ich hoffe, dass wir sie gut nutzen werden.

Für die nächsten Tage ist schon Folgendes geplant:

 

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Am 30.10. um 18:00 Uhr gibt’s den Film "Hartz IV – ziviler Ungehorsam" in einer öffentlichen Aufführung im Kino am Ufer in Berlin.

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Zum 31.10. (Reformationstag!) werden wir, dem Vorbild Martin Luthers und einer Idee der Schweriner Grundeinkommensinitiative folgend - an allen Berliner JobCentern Anschläge zum bedingungslosen Grundeinkommen anbringen.

Wer Lust hat, uns zu helfen, gibt Bescheid.
Wer Lust hat, an anderem Ort etwas Ähnliches zu tun:
Die Anschläge gibt es hier >> hier >> und  hier >>.

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Ab dem 1. November werde ich regelmäßig Infos zu meinem Zustand und meinem Körpergewicht - und ggf. auch über Aktionen, die sich in anderen Initiativen und an anderen Orten bilden - veröffentlichen.

 

 

 

Sorgen wir dafür, dass das Grundgesetz nicht abgeschafft, sondern endlich voll ergriffen wird und dass Artikel 1 des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar" endlich uneingeschränkte Gültigkeit erhält. Erneuern wir die Bundesrepublik an ihren eigenen Idealen - und tun wir das in einer Würde, die selbst unsere schärfsten Gegner überzeugt.

 

 

 

Konto:

 

Bürgerinitiative bedingungsloses Grundeinkommen e.V.
(BI Grundeinkommen e.V.)

Konto:

400 310 6301

BLZ:

430 609 67

Bank:

GLS Gemeinschaftsbank eG

IBAN:

DE61 4306 0967 4003 1063 00

BIC:

GENODEM1GLS

Verwendungszweck: Für Anwälte und Aktionen im Sinne des Brandbriefes

Achtung:
Da die Aktion nicht als gemeinnützig anerkannt werden wird, werden KEINE steuerlichen Spendenbescheinigungen ausgestellt. 

 

 
Mit herzlichstem Dank für Eure Unterstützung

und herzlichstem Gruß,

euer Ralph (Boes)

 

 


[1] S. Eingang des Widerspruches gegen einen gegen mich verhängten Verwaltungsakt.

[2] Gewöhnlich sind es Provokateure der Gegenmächte, die zu Gewalt aufrufen, um mittels der dann notwendig werdenden Gegenschläge ihre Ziele durchzusetzen – und man macht sich zu ihrem Handlager, wenn man jetzt gegenüber dem Jobcenter aber auch nur den geringsten Unmut zeigt.